Unterschiede zwischen Streckenmaut und digitaler Vignette in Österreich

Unterschiede zwischen Streckenmaut und digitaler Vignette in Österreich

Ein umfassender Überblick für PKW- und SUV-Fahrer

Die Nutzung des österreichischen Autobahn- und Schnellstraßennetzes ist für zahlreiche deutsche Autofahrer von großer praktischer Bedeutung. Ob Urlaubsreise in die Alpenregionen, Geschäftsreisen in urbane Zentren wie Wien und Salzburg oder Transitfahrten in den Süden Europas – die Mautsysteme Österreichs betreffen täglich unzählige Pendler und Transitreisende. Dabei bestehen oftmals Unsicherheiten darüber, welche Gebühren fällig werden, ob digitale oder Klebevignetten genutzt werden können und wann zusätzliche Streckenmaut entrichtet werden muss. Der folgende Beitrag gibt einen umfassenden Überblick über die Unterschiede zwischen der digitalen Vignette und der Streckenmaut in Österreich, erläutert Anwendungsbereiche, Beantragungsverfahren und rechtliche Grundlagen und richtet sich insbesondere an Fahrer von PKW und SUV, die regelmäßig österreichische Autobahnen und Schnellstraßen nutzen.

Definition und Funktion der digitalen Vignette

Was ist eine digitale Vignette?

Die digitale Vignette ist ein elektronisches Mautsystem, das seit 2018 die klassische Klebevignette ergänzt. Sie ist fest an das Kennzeichen gebunden und wird online registriert. Nach Erwerb und Aktivierung ist keine physische Vignette am Fahrzeug anzubringen, da die Kontrolle ausschließlich über die Erfassung des Kennzeichens erfolgt. Für PKW und SUV bleibt die Pflicht zur Vignettenzahlung auf allen österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen bestehen, sofern es sich nicht um explizit mautfreie Abschnitte handelt.

Vergleich zur Klebevignette

Im Gegensatz zur Klebevignette, die an der Innenseite der Windschutzscheibe angebracht werden muss, besteht bei der digitalen Vignette kein Risiko, bei falscher Anbringung mit einer Ersatzmautzahlung belegt zu werden. Ebenso kann sie nicht zerstört werden, etwa beim Ablösen von der Scheibe. Nachteile liegen beispielsweise darin, dass die digitale Vignette bei Online-Kauf als Privatperson erst nach Ablauf der 18-tägigen Widerrufsfrist gültig wird. Für gewerbliche Käufer entfällt diese Frist. Preislich gibt es keine Unterschiede zwischen der Klebe- und der digitalen Variante.

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Beantragung über Onlineportal oder Apps

Die digitale Vignette kann auf der offiziellen Plattform der ASFINAG (Austrian Motorway and Expressway Financing Corporation) oder über autorisierte Apps beantragt werden. Während des Bestellprozesses wird das Kfz-Kennzeichen eingetragen. Nach erfolgter Bezahlung und Ablauf der Widerrufsfrist ist die Vignette gültig und kann umgehend genutzt werden, falls keine Wartezeit greift.

Gültigkeitszeiträume

Für PKW und SUV stehen folgende Varianten zur Verfügung:

  • 10-Tages-Vignette: für kurze Reisen oder Transite
  • 2-Monats-Vignette: für mittelfristige Aufenthalte oder wiederholte Fahrten
  • Jahresvignette: gültig vom 1. Dezember des Vorjahres bis 31. Januar des Folgejahres

Kostenübersicht für PKW und SUV

Die Kosten werden jährlich von der ASFINAG angepasst. Für das Jahr 2025 liegen sie laut offizieller Bekanntgabe bei:

  • 10-Tages-Vignette: 11,50 EUR
  • 2-Monats-Vignette: 28,90 EUR
  • Jahresvignette: 96,40 EUR

Diese Preise gelten für alle PKW bis 3,5 t höchstzulässiges Gesamtgewicht, einschließlich SUVs.

Definition und Funktion der Streckenmaut

Was ist eine Streckenmaut?

Die Streckenmaut ist eine abschnittsbezogene Sondermaut, die zusätzlich zur allgemeinen Vignettenpflicht anfällt. Sie betrifft vor allem kostenintensive Bauwerke und Tunnelanlagen in alpinen Regionen. Die Zahlung wird unabhängig vom Besitz einer Vignette erhoben, da sie direkt zur Finanzierung und Instandhaltung dieser speziellen Strecken dient.

Unterschiede zwischen Streckenmaut und digitaler Vignette in Österreich

Für welche Autobahnabschnitte, Brücken oder Tunnel fällt sie an?

In Österreich sind aktuell folgende Abschnitte streckenmautpflichtig:

  • A9 Pyhrn Autobahn: Bosrucktunnel und Gleinalmtunnel
  • A10 Tauernautobahn: Tauerntunnel und Katschbergtunnel
  • A11 Karawanken Autobahn: Karawankentunnel (Grenze Österreich/Slowenien)
  • A13 Brennerautobahn: gesamte Strecke von Innsbruck bis Brennerpass
  • S16 Arlberg Schnellstraße: Arlbergtunnel

Preisgestaltung und Zahlungssysteme

Die Preise variieren je nach Strecke und Fahrzeugkategorie. Eine PKW-Durchfahrt durch den Arlbergtunnel kostet beispielsweise rund 11,50 EUR, während die Brennerautobahn für PKW ca. 11,00 EUR pro einfache Fahrt berechnet. Gezahlt werden kann vor Ort an Mautstellen in bar oder mit Karte, alternativ auch über digitale Lösungen wie Videomaut oder Online-Streckenmaut.

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Videomaut und digitale Streckenmaut

Videomaut ermöglicht eine beschleunigte Durchfahrt ohne Anhalten. Das Kennzeichen wird vorab online registriert, wodurch die Schranke automatisch öffnet. Die digitale Streckenmaut funktioniert identisch, wobei beide Systeme den Vorteil bieten, Wartezeiten an Mautstellen zu umgehen.

Detaillierter Vergleich: digitale Vignette vs. Streckenmaut

Unterschiede in der Pflicht zur Zahlung

Die digitale Vignette gilt grundsätzlich für alle Autobahnen und Schnellstraßen. Die Streckenmaut fällt hingegen nur auf bestimmten Abschnitten an, zusätzlich zur Vignette. Fahrzeuge, die diese Abschnitte nutzen, müssen somit beide Gebühren entrichten.

Unterschiede in der Gültigkeit

Während die digitale Vignette zeitgebunden ist (10 Tage, 2 Monate oder 1 Jahr), gilt die Streckenmaut ausschließlich für die jeweils bezahlte Fahrt auf einem konkreten Abschnitt. Es handelt sich also nicht um eine generelle Nutzungsberechtigung, sondern um eine abschnittsgebundene Einzelgebühr.

Technische Unterschiede bei Kontrolle und Abrechnung

Die digitale Vignette wird ausschließlich über das Kennzeichen kontrolliert, wobei stationäre Kameras an den Autobahnen die Erfassung übernehmen. Die Streckenmaut wird ebenfalls per Kennzeichenscan bei Videomaut oder digitale Streckenmaut überprüft. Bei Barzahlung erfolgt die Kontrolle durch Personal oder Schrankenanlagen mit Ticketprüfung.

Praktischer Abschnitt für Deutschlandreisende

Für Autofahrer aus Deutschland bietet es sich an, die Gesamtkosten vor Reiseantritt exakt zu kalkulieren. Die ASFINAG stellt dafür Online-Rechner bereit. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass sowohl die Vignettenpflicht als auch die Streckenmaut parallel bestehen können. Häufige Missverständnisse entstehen, wenn Autofahrer lediglich eine Streckenmaut entrichten, jedoch keine Vignette erwerben und dadurch Bußgelder riskieren. Ebenso wird die Gültigkeit der digitalen Vignette oft überschätzt, da sie nicht automatisch Streckenmautabschnitte abdeckt.

Online- und Echtzeitmaut via App

Viele österreichische Anbieter ermöglichen es mittlerweile, sowohl die digitale Vignette als auch Streckenmautgebühren online oder per App zu bezahlen. Hierbei wird das Kennzeichen bei der Einfahrt automatisch erkannt und der fällige Betrag abgebucht. Diese Systeme erleichtern die Nutzung, da keine Tickets mehr mitgeführt werden müssen und Wartezeiten entfallen.

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Rechtliche Aspekte

Konsequenzen bei Nichtzahlung

Wird eine gültige Vignette nicht erworben oder eine Streckenmaut umgangen, drohen Ersatzmautzahlungen in Höhe von mindestens 120 EUR (Vignette) bzw. dem zweifachen Streckenmautbetrag plus Bearbeitungsgebühr.

Bußgelder bei fehlender Vignette oder Streckenmaut

Die ASFINAG kann bei nicht bezahlter Maut ein Verwaltungsstrafverfahren einleiten, welches mit erheblich höheren Bußgeldern verbunden ist als die sofortige Ersatzmautzahlung. In schwerwiegenden Fällen sind zusätzliche Verwaltungsstrafen im dreistelligen Eurobereich möglich.

Keine Ausnahmen bei Nutzung mautpflichtiger Strecken ohne Bezahlung

Für private PKW- oder SUV-Fahrer bestehen grundsätzlich keine Ausnahmen von der Mautpflicht. Lediglich Einsatzfahrzeuge, Bundesheer und Rettungsdienste sind gemäß österreichischem Mautgesetz befreit.

Fazit

Die digitale Vignette und die Streckenmaut bilden zwei unterschiedliche, parallel bestehende Mautsysteme in Österreich. Während die digitale Vignette eine allgemeine Nutzungserlaubnis für Autobahnen und Schnellstraßen darstellt, gilt die Streckenmaut ausschließlich abschnittsgebunden und wird zusätzlich erhoben. Für deutsche Autofahrer ist eine sorgfältige Reiseplanung unter Berücksichtigung beider Gebührenarten empfehlenswert, um Bußgelder und Verzögerungen zu vermeiden. Moderne digitale Zahlungssysteme sowie Online-Rechner bieten dabei eine praktikable Hilfestellung zur rechtzeitigen Entrichtung und Kalkulation aller anfallenden Mautgebühren.